Zustand und Belastungen kleiner Fließgewässer
Kleine Bäche und Gräben machen rund 65 Prozent des Fließgewässernetzes in Deutschland aus. Aufgrund ihrer vielfältigen Strukturen bieten sie Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Als ökologische Hotspots leisten sie dabei wichtige Ökosystemfunktionen: Der Erhalt der Artenvielfalt, der Abbau von organischem Material, die Reinigung des Wassers. Gleichzeitig unterliegen die kleinen Fließgewässer einer Vielzahl von Stressoren. Eingriffe in die Gewässerstruktur, Stoffeinträge aus urbanen und landwirtschaftlichen Quellen sowie Veränderungen des Klimas sind wesentliche Belastungsfaktoren, welche den morphologischen, den physiko-chemischen und den biologischen Zustand mindern.
Um die Belastungen der Fließgewässer zu reduzieren wurde im Jahr 2000 die europäische Wasserrahmenrichtlinie erlassen. So sollen alle Oberflächengewässer bis spätestens 2027 einen guten chemischen und ökologischen Zustand erreichen. Zur Überwachung wurde ein deutschlandweites Monitoringnetz aufgebaut. Kleine Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet kleiner als zehn Quadratkilometer werden hierbei jedoch nicht erfasst. Informationen über den Zustand dieser Gewässer fehlen.
Um diese Lücke zu füllen wurden 2018 und 2019 im Rahmen des Projektes Kleingewässermonitoring (KgM) über hundert Bäche in ganz Deutschland untersucht. In einem intensiven Monitoring wurden Pestizid- und Nährstoffkonzentrationen gemessen, die Gewässerstruktur kartiert, physikalisch-chemische Parameter aufgenommen und die Makrozoobenthos-Artengemeinschaften untersucht.
Im Ergebnis zeigt sich, dass Pflanzenschutzmitteleinträge der bedeutendste Belastungsfaktor für die Artengemeinschaften in kleinen, landwirtschaftlich geprägten Fließgewässern sind. Trotz bestehender Regulationen wurden die sogenannten „regulatorisch akzeptablen Konzentrationen“ (RAK) durch Pflanzenschutzmittel an über 80 Prozent der Messstellen überschritten. Und selbst bei niedrigeren Konzentrationen konnte bereits eine Abnahme der Diversität und Anzahl vulnerabler Arten beobachtet werden.
Foto: Brigitte Osterath